
Interdisziplinäres Zentrum für Dialysezugänge
Für Patienten, die aufgrund einer schweren Nierenfunktionsstörung (Niereninsuffizienz) mehrfach in der Woche auf die Dialyse (Blutwäsche) angewiesen sind, kann ein Shunt lebensnotwendig sein. Ein Shunt ist eine Gefäßverbindung zwischen einer Arterie und einer Vene, die in einem kleinen operativen Eingriff angelegt wird. Oft wird der Shunt auch als die „Lebensader“ des Dialysepatienten bezeichnet, da dieser den Zugang zu seiner lebenserhaltenden Therapie sichert.
Unser interdisziplinäres Zentrum für Dialysezugänge wurde von vier Fachgesellschaften als Shunt-Referenzzentrum zertifiziert und ist damit thüringenweit die einzige Anlaufstelle für Betroffene, die ein geprüftes Gütesiegel für ihre hohen medizinischen Leistungen vorweisen kann.
Unser Leistungsangebot in der Übersicht
- Weitere Informationen
- Unser Team
- Infomaterial
- Ambulante Versorgung (MVZ)
Operatives Leistungsspektrum
Shuntanlage: Auch native oder AV-Fistel genannt, ist die chirurgische oder interventionelle Verbindung zweier natürlicher Gefäße, einer Arterie und einer Vene. Im Normalfall ist das die Speichenarterie (Arteria radialis) und die in der Nähe liegende Unterarm Vene (Vena cephalica antebrachii medialis). Schon zu Beginn achten wir bei Erstanlagen auf die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten der Shuntvene, da der Ort des Zusammenschlusses für den weiteren Verlauf ausschlaggebend ist.
Bei schwierigen Gefäßverhältnissen können erneute Operationen notwendig werden, wenn sich die Shuntvene nicht wie gewünscht entwickelt.
Shuntrevisionen: „Nichts hält für die Ewigkeit“: Unter Revisionen versteht man den erneuten Eingriff an der Shuntvene bzw. der „Lebensader“ bei Komplikationen. Der Shuntverschluss als Notfall wäre hier beispielhaft zu erwähnen. Ein Blutgerinnsel verstopft die Shuntvene so sehr, dass der Abfluss zum Herzen hin zum Erliegen kommt. Die lebensnotwendige Dialyse kann dementsprechend nicht mehr stattfinden. Je nach Zeitpunkt und Dauer des Shuntverschlusss richtet sich die Aufwendigkeit der Revisionsoperation. Ein frisch festgestellter Shuntverschluss kann schneller und komplikationsloser operiert werden. Ein alter Verschluss kann eine Shuntaufgabe und eine Neuanlage zur Folge haben. Die natürlichen Gefäße sind begrenzt.
Falls möglich, versuchen wir Punktionsstrecken zu erhalten, um die Anlage eines Dialysevorhofkatheters zu vermeiden.
Gefäßersatzshunt: Auch Prothesen- oder Kunsstoffshunt genannt, werden angelegt, wenn keine körpereigenen verwendbaren Gefäße zur Anlage eines Shuntes zur Verfügung stehen. Als bekanntestes Kunststoffmaterial wäre hier ePTFE zu nennen. Wann immer möglich, versuchen wir auf Kunststoff zu verzichten.
Anlage und Entfernung von Dialysekathetern: Manchmal geht es recht schnell zu und man erfährt über den Hausarzt, dass die Nierenwerte schlecht sind und eine Dialyse notwendig wird. Der Nierenarzt (Nephrologe) spricht von der Anlage eines Dialysevorhofkatheters. Wie der Name verrät, kommt die Katheterspitze im Vorhof der rechten Herzseite zu liegen. Dieser Katheter wird meist notwendig, wenn die Zeit zur Shuntanlage und Dialysebeginn nicht ausreicht. Man spricht auch vom akuten Nierenversagen. So kann der Dialysekathter schnell einen Zugang zum Gefäßsystem schaffen. Je nach Allgemeinzustand kann parallel die Shuntanlage erfolgen.
Wie auch der Kunststoffshunt bietet der Dialysvorhofkatheter ein erhöhtes Infektionsrisiko. Deswegen versuchen wir die Katheteranzahl so gering wie möglich zu halten.
Interventionelles Leistungsspektrum
Ballonaufdehnung: Abgekürzt PTA (perkutan transluminale Angioplastie) führen wir durch bei Shunts, die Komplikationen durch Engstellen (Stenosen) aufweisen. Viele Shuntfehlfunktionen können durch den Eingriff der Ballonaufdehnung unter Röntgenkontrolle frühzeitig behoben und eine Operation vermieden werden.
Die Intervention (keine OP im eigentlichen Sinn) wird in Begleitung eines Anästhesisten sowie im Operationssaal durchgeführt, um jederzeit auf eventuelle Notsituationen reagieren zu können. Im Einsatz sind konventionelle Ballonkatheter, medikamentenbeschichtete Ballonkatheter (Drug eluting
Ballon) und spezielle Katheter wie z.B. Cuttingballon. Durch den Einsatz der Röntgenkontrolle, Gefäßdarstellung (Angiographie) und der PTA kann die Funktionsdauer und Langzeitoffenheitsrate am Shunt verlängert und erhalten werden. Je nach Ausprägung der Engstelle und Befund schlagen wir unseren Patienten Kontrolltermine vor.
Stentimplantation: Gewisse Gefäßengstellen (Stenosen) können mit einer Gefäßstütze (Stent) versehen werden. Jedoch zieht ein Stent den Verlust von Punktionstrecke nach sich, deswegen wird sorgfältig entschieden und mit dem Patienten besprochen, ab wann die Einlage eines Stentes sinnvoll ist.
Diagnostisches Leistungsspektrum
EKG (Elektrokardiogramm): Es zeichnet die elektrischen Ströme des Herzens auf und stellt eine Routineuntersuchung dar.
Sonographie: Die Ultraschalluntersuchung kommt zur stationären Aufnahme, zur prästationären Abklärung und, wenn nötig, während der Operation und zur Nachuntersuchung zum Einsatz. Ebenso gehört das Abtasten und Abhören des Shuntes zur Operationsvorbereitung und ist unersetzlich. Mit der Sonographie werden die Besonderheiten rund um das Shuntgefäß oder der zentralen Gefäße dargestellt und hilft so dem Operateur dabei, geeignete Maßnahmen festzulegen und mit Ihnen zu bereden.
Gefäßdarstellung (Angiographie): Sehr häufig wird die Gefäßdarstellung während der Operation genutzt, um den Gefäßverlauf/Shuntvenenverlauf zu beurteilen und um ergriffene Maßnahmen kontrollieren zu können. Die digitale Subtraktionsangiographie, kurz DSA genannt, ist eine Variante der Gefäßdarstellung, die die Möglichkeit bietet, die Gefäßsituation besonders gut darzustellen. Hierfür wird eine geringe Menge Kontrastmittel verwendet. So werden die Nieren geschont und die Restfunktion geschützt. Dabei wird Co2 (Kohlendioxid) anstelle von Kontrastmittel genutzt.
Röntgen: Gehört zur Routineuntersuchung z.B. nach Anlage eines Dialysekatheters (Demerskatheter/Vorhofkatheter) zur Lagekontrolle.
Angio-CT/ Angio-MRT: Sind spezielle Untersuchungen und gehören somit nicht zu Routine-Untersuchungen. Ihr Arzt wird mit Ihnen besprechen, wann so eine Untersuchung Sinn macht und notwendig ist. Bei vorhandener Urin-Restausscheidung wird, wenn dies möglich ist, auf Kontrastmittel verzichtet.
Therapeutisches Leistungsspektrum
Ärzte sowie das therapeutische Team sind auf die besonderen Anforderungen, die das Aufgabengebiet rund um Shunt, Katheter, Hämodialyse, Peritonealdialyse und Apherese betrifft, eingestellt. Durch moderne Medizintechnik und qualifiziertes Personal können wir Ihnen umfangreiche Betreuung anbieten. Überwachung sowie Diagnostik kommen vor, während und nach der Operation zum Einsatz. Durch disziplinübergreifende Absprachen zwischen Nephrologe, Anästhesist und dem Operateur werden Risiken erkannt. Komplikationen werden so minimiert und die Behandlung für jeden Patienten individuell optimiert. Durch tägliche Visiten besteht die Möglichkeit, Ihre Anliegen, Fragen, Sorgen und Wünsche mit dem Operateur zu klären. Wir stehen in engem Kontakt mit Ihrem Heimatdialysezentrum und informieren dieses bei Beendigung Ihres Aufenthaltes.
Für die Transporte können Sie gerne Ihr Taxiunternehmen angeben oder die Pflegekraft von der Station organisiert ein regionales Taxiunternehmen für Sie. Sprechen Sie uns an!
Dialysen, die während Ihres stationären Aufenthaltes notwendig sind, werden durch das Dialysezentrum Weimar in unmittelbarer Nähe durchgeführt. Ebenso besteht die Möglichkeit, notwendige Dialysen auf der hiesigen Intensivstation durchführen zu können, wenn der Patient transportunfähig ist.
Patienten, die Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) durchführen, wird, wenn möglich ein Einzelzimmer zur Verfügung gestellt. Bitte bringen Sie ihre Materialien für 1 -2 Aufenthaltstage mit. Verbrauchtes Material bekommen Sie dann gestellt. Gerne rufen Sie uns bei Fragen an.
Ihr Aufenthalt
- Die stationäre Aufnahme befindet sich im Eingangsbereich des Klinikums. Dort geben Sie Ihre Unterlagen und den Einweisungsschein ab.
- Die pflegerische und ärztliche Aufnahme findet auf der Shuntstation (Haus A, Ebene 3) statt.
- Notwendige Routineuntersuchungen, wie z.B. EKG oder die Anästhesieaufklärung, finden im Funktionsgebäude statt. Je nach individueller Situation werden Sie zu den Untersuchungen abgeholt.
- Die Unterbringung erfolgt in 3-Bettzimmern mit Überwachungsmonitoren. Telefon, Fernseher und Bad sind vorhanden.
- Die Operationen sowie die Überwachung finden im Funktiongebäude statt.
- Die weitere Überwachung erfolgt dann auf Station in Ihrem Zimmer.
- Bei täglichen Visiten werden gegebenenfalls Verbandwechsel, Shuntflussmessungen, Informationsgespräche und der weitere stationäre Verlauf besprochen.
- Zur Entlassung erhalten Sie einen vorläufigen Arztbrief für ihre behandelnden Ärzte. Den endgültigen Arztbrief schicken wir später an ihre Ärzte mit OP-Bericht, ggf. Shuntskizze, OP-/ Wund-/ Verlauffotos nach.
Wissenswertes
Wir haben Ihnen noch einmal eine Zusammenfassung aller wichtigen Fragen rund um den Dialyse-Shunt zusammengestellt.